Irrtümer beim Einsatz von Kleinwindkraftanlagen

Günstigen und klimafreundlichen Strom selbst erzeugen und damit das Elektroauto laden oder den eigenen Haushalt mit Strom versorgen das Interesse vieler Verbraucher:innen daran ist groß. Neben etablierten Technologien wie Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder Steckersolar-Geräten zur Nutzung von Sonnenenergie, finden sich auch sogenannte Kleinwindkraftanlagen auf dem Markt. Doch sind die Mini-Windräder überhaupt zur Stromerzeugung am oder auf dem eigenen Haus sinnvoll? „Im Gegensatz zu großen Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder Steckersolar-Geräten, eignen sich diese Kleinwindkraftanlagen aktuell in den wenigsten Fällen. Besonders was deren Wirtschaftlichkeit und Technologie betrifft, gibt es marktseitig einige irrtümliche Werbeversprechen“, sagt Stefan Hoffmann, Energieexperte von der Verbraucherzentrale NRW. Doch was sind die gängigsten Irrtümer?

Irrtum 1: Mit einem Mini-Windrad kann man im gleichen Umfang Strom erzeugen wie mit einer Photovoltaikanlage

Nein. Die zu erzeugende Strommenge ist bei den in Wohngebieten vorherrschenden Windbedingungen zu niedrig. Die marktüblichen Kleinwindkraftanlagen können allein schon wegen ihrer geringen Höhe keinen nennenswerten Stromertrag erzeugen. Zudem verhindern Verwirbelungen in der Nähe von Gebäuden, dass ausreichend Wind auf die Rotorflächen gelangt.

Irrtum 2: Eine Kleinwindkraftanlage lässt sich sinnvoll auf dem Dach montieren

Besser nicht. Bei der Montage eines Mini-Windrads auf dem Dach kann dies durch dauerhafte dynamische Bewegungen zu Schäden am Dach und der Gebäudehülle führen. Mitunter kann auch Ärger aus der Nachbarschaft drohen, da es durch Vibrationen und Rotorgeräusche zu nicht unbeträchtlicher Lärmentwicklung kommen kann. Entscheiden sich Verbraucher:innen dennoch für eine Kleinwindanlage, sollte diese idealerweise an einem Mast auf dem Grundstück in Betrieb genommen werden.

Irrtum 3: Die Leistung in Watt ist das maßgebliche Kriterium bei einer Kleinwindkraftanlage

Stimmt so nicht. Die Leistung in Watt sagt wenig über den möglichen Jahresertrag an Energie aus. Die deutlich wichtigere Kennzahl ist der Rotordurchmesser. Dieser hat maßgeblichen Einfluss auf die zu erwartende Stromernte. Hierbei gilt: Doppelter Rotordurchmesser gleich vierfache Erntefläche. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach würde aber bei vergleichbarer Fläche ähnlich viel oder sogar mehr Strom erzeugen. Und das bei deutlich geringerer Investition und ohne dynamische Beanspruchung der Bausubstanz.

Irrtum 4: Den Wirtschaftlichkeitsrechnungen der Hersteller kann man vertrauen

Vorsicht! Die errechneten Energieerträge basieren oft auf unrealistisch guten, weil in Wohngebieten selten vorkommenden Windgeschwindigkeiten. Zudem existiert in vielen Fällen keine von unabhängigen Institutionen vermessene Leistungskennlinie der angebotenen Windkraftanlage. Interessierte Verbraucher:innen sollten nur Anlagen mit entsprechend vermessener Leistungskennlinie in die nähere Auswahl nehmen. Empfehlenswert ist es, sich zusätzlich über einen Referenzstandort in der Region zu erkundigen, um den zu erwartenden Ertrag über den Jahresverlauf abschätzen zu können.

Irrtum 5: Ausgereifte Technik ist zu preiswerten Marktkonditionen verfügbar

Meist nur eins von beiden. Ausgereifte und verlässliche Kleinwindkraftanlagen gibt es zahlreich am Markt. Auf Schiffen, Berghütten oder ähnlichen Inselsituationen tun diese für viele Jahre verlässlich ihren Dienst. Entsprechende Modelle sind derzeit aber noch zu teuer, um sich am üblichen Eigenheim wirtschaftlich zu rentieren. Die aktuell sehr preiswerten Angebote, die sich vornehmlich in Onlineshops finden lassen, sind hingegen oft technisch nicht ausgereift und meist nicht langlebig genug, um die Erwartungen von interessierten Verbraucher:innen langfristig zu erfüllen.

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