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Die Vorteile und Nachteile von WDVS

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind eine Form der Fassadendämmung. Dabei wird ein Dämmstoff auf die Fassade aufgeklebt, mit einer Armierung versehen und dann verputzt. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Welche Vorteile haben WDVS?

Wärmedämmverbundsysteme haben sich bewährt und gehören zu den drei häufigsten Fassadensystemen in Deutschland. Die Gründe für diesen Erfolg lesen Sie hier.

Weniger Energieverbrauch und weniger Kosten

Durch die bessere Isolierung der Fassade wird weniger Energie zum Heizen benötigt. Als grober Richtwert wird häufig eine Ersparnis von bis zu 30 % angegeben, wobei insbesondere bei Altbauten auch höhere Einsparungen von bis zu 50 % denkbar sind. Wie groß die Einsparung bei Ihrem Gebäude sein kann, können Sie individuell von einer Fachfirma berechnen lassen. Aufgrund des niedrigeren Energieverbrauchs sparen mittelfristig auch bares Geld.

CO2-Verbrauch sinkt

Allerdings bieten WDVS damit nicht nur finanzielle Vorteile, sondern sorgen durch den geringeren Energieverbrauch zudem für einen verringerten CO2-Ausstoß. Allerdings sind einige Bestandteile von Wärmedämmverbundsystemen wie z.B. Styropor in ihrer Produktion sehr energieintensiv. Kritiker argumentieren daher häufig, dass die CO2-Bilanz von Wärmedämmverbundsystemen längst nicht so gut ist wie häufig beworben. Hier kommt den WDVS jedoch ihre lange Lebensdauer zugute: Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von rund 40 bis 60 Jahren (Fraunhofer IBP) oder mehr bei fachgerechter Ausführung fällt die Bilanz in jedem Fall äußerst positiv aus.

Ein Vorteil von WDVS? Die Größe des Wohnraums bleibt erhalten und das Raumklima verbessert sich. So können Sie Ihre Wohnung genießen.
Foto: stock.adobe.com / bernardbodo

Wohnraum bleibt erhalten

Wer wenig Fläche zur Verfügung hat, kann auch hier von Wärmedämmverbundsystemen profitieren. Bei Neubauten kann die Fassadendämmung direkt eingeplant und das Mauerwerk somit schlank gehalten werden, sodass aus der vorhandenen Baufläche ein Maximum an Wohnraum herausgeholt werden kann. Doch auch bei der Altbausanierung profitieren Hausbesitzende von der Dämmung der Außenwand: Logischerweise geht auch hier im Innenbereich keine Wohnfläche verloren, wenn statt der Innenwand die Fassade gedämmt wird.

Ein weiterer Bonus bei der Sanierung? Dreck und Lärm der Baustelle bleiben draußen. So können die Wohnräume bereits während der Bauphase genutzt werden.

Verlängerung der Lebensdauer der Bausubstanz

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Wärmedämmverbundsysteme die Bausubstanz schützen. Zum einen wird das Mauerwerk selbst vor Witterungsschäden und Umwelteinflüssen geschützt, da die Wärmedämmung auf die Mauer selbst angebracht wird. Zum anderen sorgt das WDVS dafür, dass die Innenwände nicht so schnell auskühlen. Damit sinkt die Gefahr von Feuchtigkeits- und Schimmelbildung in Innenräumen. Beide Faktoren tragen dazu bei, dass die Bausubstanz lange gut erhalten bleibt und das Gebäude nicht zum Sanierungsfall wird. 

Mehr Behaglichkeit dank WDVS

Da die Fassade aufgrund des Wärmedämmverbundsystems keinen so großen Temperaturschwankungen unterworfen werden, bleibt auch die Raumluft gleichmäßig warm. Die Wärmedämmung fungiert hier als Kälteschutz im Winter und als Hitzeschutz im Sommer. Das schafft ein angenehmes Raumklima für die Bewohnerinnen und Bewohner und beugt zugleich der Bildung von Schimmel oder Feuchtigkeitsschäden in den kalten Wintermonaten vor.

Mit dem Energieausweis punkten: Gut gedämmte Häuser mit günstiger Energie-Bilanz erzielen am Markt bessere Preise.
Foto: stock.adobe.com / Alexander Raths

Immobilie gewinnt an Wert

Niedrigere Heizkosten, eine bessere CO2-Bilanz, Schutz der Bausubstanz und ein besseres Raumklima schlagen sich selbstverständlich zuletzt auch im Wert der Immobilie nieder. Häuser und Gebäude mit einer effizienten Wärmedämmung werden zu höheren Preisen gehandelt als vergleichbare Immobilien ohne entsprechende Dämmung. Seit 2014 gibt es zudem den Energieausweis: Dieser muss beim Verkauf oder der Vermietung einer Immobilie vorgelegt werden. So können potenzielle Interessentinnen und Interessenten erkennen, wie es um die Wärmedämmung des Gebäudes steht. 

Welche Nachteile hat WDVS?

Eine gewisse Skepsis gegenüber WDVS ist durchaus berechtigt. Neben ihren Vorteilen bringen sie vor allem bei unprofessioneller Ausführung oder bei minderwertigen Materialien einige Nachteile mit sich.

Schwierige Montage von WDVS

Die Montage von WDVS ist nicht einfach und selbst kleine Montagefehler können schwerwiegende Folgen haben. Besonders an den Anschlussfugen zu Fenstern oder Türen und Außenwand besteht bei nicht fachgerechter Ausführung die Gefahr für Wärmebrücken. Auch die Anschlüsse an den Sockel des Gebäudes, das Dach, Terrassen, Balkone oder Handläufe müssen genau geplant und von geschultem Personal ausgeführt werden, um z.B. Risse oder Feuchteschäden zu verhindern. Werden hier Fehler gemacht, kann die Fassade bereits nach wenigen Jahren zum Sanierungsfall werden, was nicht nur aufwändig, sondern auch mit immensen Kosten verbunden ist.

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Hohe Investitionskosten

WDVS sind nicht günstig. Neben den Kosten für die verwendeten Materialien fallen noch Kosten für die Planung, fachgerechte Ausführung und nicht zuletzt für das Gerüst an. Dabei verteilen sich die Kosten üblicherweise folgendermaßen:

    • Materialien (Dämmstoff, Putz, Mörtel): Die Materialkosten hängen von der Menge und Art der verwendeten Materialien ab und liegen meist zwischen 20 und 30 €/m2
    • Arbeit (Planung, Anbringung): Die Kosten für die Arbeit variieren stark und hängen von der Schwierigkeit des Auftrags ab. Zwischen 30 und 100 €/m2 ist hier nahezu alles möglich.
    • Gerüst (Aufbau, Mietdauer): Generell kostet 1 Quadratmeter Gerüst etwa 10 Euro, wobei die Preise auch hier zwischen 5 und 15 Euro schwanken. Für 100 Quadratmeter Fassade müssen Sie also mit Kosten um die 1000 Euro rechnen.

Damit ergeben sich unter Umständen Kosten von rund 130 Euro pro Quadratmeter. Allerdings sind WDVS im Moment förderfähig: Informieren Sie sich hier auf der Website der KfW über Förderungen für Wärmedämmverbundsysteme.

WDVS sind eine Lösung für moderne Fassaden

Wer Gebäude als Beitrag zur Kultur begreift, wird mit WDVS Schwierigkeiten haben. Wärmedämmverbundsysteme sind vor allem für verputzte Fassaden von Neu- und Bestandsbauten geeignet, insbesondere für Mehrfamilienhäuser oder Geschäftsgebäude mit großen Fassadenflächen. Auch Altbauten können damit saniert werden – es sei denn, es handelt sich dabei um Fachwerkhäuser, verzierte Fassaden (z.B. Barockfassaden) oder denkmalgeschützte Fassaden. Für betroffene Gebäude bieten sich dann andere Dämmarten wie z.B. Innendämmung an.

Altstadt. Rotes Haus mit weißen Verzierungen. Daneben gelbes Fachwerkhaus.
Denkbar ungeeignet für Denkmalschutz: WDVS ist nicht für Fachwerk oder verzierte Fassaden geeignet.
Foto: stock.adobe.com / Sina Ettmer

Unschöne Algenbildung bei WDVS

Häufig sieht man an Fassaden, die mit Wärmedämmverbundsystemen gedämmt wurden, einen unansehnlichen Bewuchs mit Algen, Flechten und Moosen auf dem Außenputz. Es handelt sich zwar dabei um ein rein ästhetisches Problem ohne negative Auswirkungen auf die Bausubstanz, aber die Besitzerinnen und Besitzer der Gebäude empfinden den Belag dennoch als störend. Der Algenbewuchs entsteht dadurch, dass der Außenputz durch die Dämmung thermisch vom Mauerwerk abgekoppelt ist. Dadurch sinkt die Temperatur der Wand immer wieder unter den Taupunkt. Die Folge: Feuchtigkeit aus der Luft schlägt sich nieder. Die feuchte Umgebung bildet dann eine ideale Basis für Algen- und Mooswachstum.

Fassadenfarbe auf Basis von Kunstharz mit einem Biozid stellt eine mögliche Gegenmaßnahme dar. Doch dieses Vorgehen ist umstritten: Das Biozid wird über die Jahre aus der Fassade ausgewaschen und somit unkontrolliert in die Umwelt abgegeben. Gleichzeitig verliert der Putz damit auch seine Widerstandsfähigkeit gegen Algenbildung. Besser ist es auf bauliche Maßnahmen zurückzugreifen: Putze auf Kalkbasis verhindern durch ihre Alkalität die Bildung eines Algenbelags. Parallel dazu trocknen Fassaden mit mineralischen Putze durch ihre bessere Diffusionsfähigkeit und Kapillarwirkung besser ab, was den Algen und Moosen die Ansiedlung erschwert.

Rezyklierbarkeit von WDVS

Einer der gravierendsten Nachteile von Wärmedämmverbundsystemen ist ihre fehlende Rezyklierbarkeit. Zwar können einzelne Bestandteile wie Styroporplatten normalerweise wiederverwertet werden, aber durch anhaftende Putz- und Klebereste sind sie als Sondermüll ein Fall für die Müllverbrennungsanlage. Ein sortenreiner Rückbau ist häufig nicht möglich. Selbst Bauherren, die sich für natürliche Dämmmaterialien aus regenerativen Quellen entscheiden stehen häufig vor dem Problem, dass die Bestandteile aufgrund ihrer Verklebung nicht mehr getrennt und rezykliert werden können. Einige Hersteller haben dieses Problem erkannt und bieten inzwischen vollständig rückbaubare Systeme an. Informieren Sie sich dazu gerne bei ihrer Fachfirma.

Kaputte Styroporplatten aus WDVS mit Putzresten.
Ein Fall für die Müllverbrennungsanlage: Durch die Verklebung ist die Dämmung häufig nicht recyclebar.
Foto: stock.adobe.com / mhp

Spechte, Papageien & Co – WDVS bieten Wohnraum für alle

Immer wieder tauchen in Zeitungen kuriose Meldungen über Vögel auf, die in der Wärmedämmung eines Hauses nisten. Häufig werden die Löcher von Spechten angelegt, die hinter der Fassade morsches Holz erwarten. Andere Vogelarten oder die Spechte nutzen die Gelegenheit, um im Dämmstoff eine Höhle anzulegen und ihren Nachwuchs aufzuziehen. Was für Nicht-Betroffene durchaus witzig klingt, kann für die Wärmedämmung allerdings schwerwiegende Folgen haben. Durch die Beschädigung kann Feuchtigkeit eindringen und Schimmel und Kältebrücken bilden.