Fragen und Antworten zum Hydraulischen Abgleich
Der hydraulische Abgleich ist ein wichtiges Instrument, um mit einfachen Mitteln Energie und damit Kosten einzusparen. Häufig wird diese Stellgröße sträflich vernachlässigt. Der Experte, Edgar Zacharias, Vertriebsingenieur bei PAW erklärt warum die Maßnahme so wichtig ist und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen.
Wie wichtig ist in Ihren Augen der hydraulische Abgleich?
Edgar Zacharias: Der hydraulische Abgleich ist absolut wichtig und in meinen Augen auch bei jedem hydraulischen Heizsystem zwingend notwendig. Glaubt man dem Gesetzgeber, so ist dieser sogar verbindlich vorgeschrieben. Denn erst mit der Einregulierung kann ich sicherstellen, dass die Energie, die für die Erwärmung der Räume zur Verfügung steht, auch optimal genutzt werden kann, was sich wiederum positiv auf die Ökobilanz auswirkt. Letztendlich darf ich bei all der energetischen Betrachtung auch den oder die Bewohner/in nicht außen vorlassen. Im Optimalfall sollen sich alle Räume gleichmäßig erwärmen und dadurch ein effizienter Wohnkomfort einstellen. Um dieses Ziel zuverlässig zu erreichen, komme ich um einen hydraulischen Abgleich nicht umhin.
Die Wichtigkeit scheint im Markt allerdings noch nicht angekommen zu sein. Woran liegt das? Ist die Durchführung für den Handwerker nicht attraktiv genug?
Edgar Zacharias: Man hat das Gefühl, dass der hydraulische Abgleich für manche ein Buch mit sieben Siegeln ist. Laut offiziellen Schätzungen sind 80 – 90 Prozent der Heizungssysteme in deutschen Haushalten nicht abgeglichen. Eine Bilanz, die sich ändern muss. Praktisch hat diese Diskrepanz zweierlei Ursachen. Einerseits kann die „wir-haben-das-schon-immer-so-gemacht“-Mentalität vereinzelter Betriebe dazu führen, dass der hydraulische Abgleich nicht angeboten wird. Das hat zum Teil mit Berührungsängsten zu tun. Denn auch wenn die angehenden Anlagenmechaniker dieses Thema mittlerweile in der Berufsschule vermittelt bekommen – hier hat sich glücklicherweise einiges zum Positiven entwickelt – so ist das noch keine Garantie dafür, dass die späteren Gesellen ihr Fachwissen anwenden können, wenn ihr Betrieb diese Leistung nicht mit anbietet.
Andererseits gibt es auch einen praktischen und in gewisser Weise verständlichen Grund, warum der hydraulische Abgleich nicht durchgeführt wird. Für den Installateur zählt natürlich jede Minute. Gerade in der aktuellen Situation, in der die Auftragsbücher voll sind. Wenn die Firma zu lange für eine Baustelle benötigt, dann verliert sie bares Geld. Um den Abgleich fach- und normgerecht durchzuführen und des Weiteren die maximale Energieeinsparung zu erzielen, ist ein nicht unerheblicher dokumentarischer Aufwand zu leisten. Im Vorfeld müssen, wenn nicht vom Planer zur Verfügung gestellt, die Heizlasten aller Räume berechnet werden. Dann erfolgt die Datenaufnahme – Geschoss, Raum, Heizkörpernummer/-art etc. – die Volumenstromberechnung, die tatsächliche Voreinstellung der Heizkörperventile und die Anpassung der Förderpumpe. Zu guter Letzt muss der gesamte Abgleich zu einem Bericht zusammengefasst werden, um diesen dem Förderantrag beilegen zu können. Eine solche handschriftliche Methode, die zeitlich sehr aufwendig ist, kann sich kein Installateur leisten.
Doch glücklicherweise muss heute kein Heizungsbauer mehr diesen aufwendigen Weg gehen. Denn fast alle Anbieter von Komponenten für den hydraulischen Abgleich, bieten Software oder Apps an, womit der Installateur die o.g. Schritte in einem Bruchteil der Zeit erledigen kann. Und genau hier wird es attraktiv für den Handwerker, denn mithilfe einer App kann er diese Dienstleistung immer „mitverkaufen“. Kein Bauherr wird diese ablehnen, bei der Möglichkeit der Energieeinsparung und darüber hinaus einer Förderung.
Da spielt die Digitalisierung den Fachhandwerkern in die Karten. Doch wann sollte der hydraulische Abgleich durchgeführt werden? Welche Richtlinien existieren im Bereich Neu- und Altbau? Können Sie uns das einmal aufschlüsseln?
Edgar Zacharias: Ein Abgleich des hydraulischen Heizungssystems ist per se sinnvoll. Im Neubau komme ich erst gar nicht um den Abgleich herum. Hier greifen die EnEV und die VOB/C, die Maßnahmen für den hydraulischen Abgleich fordern und laut DIN 4701 bzw. DIN 18380 festgelegt sind. Diese gelten übrigens auch wenn sie nicht ausdrücklich vereinbart wurden. Die Einregulierung gehört zur vollständigen Leistung und muss damit auch im Ausschreibungstext enthalten sein.
Im Sanierungsfall sollte ich diesen genauso einplanen, denn gerade bei Altanlagen lassen sich sehr hohe Energieeinsparungen erzielen. Im Altbau kann ich davon ausgehen, dass ich fast nie den ursprünglichen Bauzustand der Heizungsanlage vorfinde. Es sind vielleicht ein Badheizkörper, ein nachträglich installierter Heizkörper im Keller oder vielleicht sogar ein Anbau dazugekommen. All diese Dinge führen dazu, dass sich meine hydraulische Kennlinie völlig verändert hat und eventuell einige Heizkörper kaum noch warm werden, während andere sich wahnsinnig schnell aufheizen oder Geräusche verursachen.
Doch auch rechtlich bin ich als Fachhandwerker mit dem hydraulischen Abgleich auf der sicheren Seite, denn dieser gehört zu den allgemein anerkannten Regeln der Technik und kann aus diesem Grund auch bei einem „reinen Heizkesseltausch“ nicht weggelassen werden. Andernfalls haftet der Installateur-Betrieb, wenn es zu Mängeln, verursacht durch den fehlenden hydraulischen Abgleich, kommt.
Ein guter Hinweis. Doch auch der Hausbesitzer ist bei dem Thema oft skeptisch. Welche Einsparung kann durch die Einregulierung erzielt werden? Gibt es dazu Daumenwerte, die der Installateur dem Bauherrn mitteilen kann?
Edgar Zacharias: Dadurch, dass mit dem hydraulischen Abgleich nur noch die Wärme zu den jeweiligen Heizkörpern gelangt, die auch benötigt wird, verbraucht der Heizkessel weniger Brennstoff. Außerdem unterstützt eine moderne Hocheffizienzpumpe den Abgleich und reduziert die Stromkosten. Bei dieser Optimierung der Heizungsanlage sinkt der Energieverbrauch um bis zu 15 Prozent. Als Leitsatz kann man annehmen, dass man ca. ein bis zwei Euro pro Quadratmeter einsparen kann, je nachdem welchen Ausgangszustand ich vorfinde. Als Beispiel macht das also 150 – 300 Euro weniger pro Jahr bei einem Haus mit 150 m² Wohnfläche.
Solche Zahlen sprechen für die Maßnahme. Doch sicherlich ist das nicht alles. Förderungen können doch sicherlich ebenfalls Anreiz zum Handeln geben. Werden derzeit Programme angeboten, die die Durchführung attraktiver machen?
Edgar Zacharias: Die verfügbaren Förderungen sind nach wie vor sehr attraktiv und teilweise sind sie seit diesem Jahr sogar noch lukrativer. Die KfW beispielsweise hat die Förderungen für ein Effizienzhaus auf 20 Prozent angehoben. Das heißt, dass ich im Sanierungsfall mit einer Dämmung der Gebäudehülle, einem Kesseltausch und einer solarthermischen Anlage schon oft den Effizienzhaus-Standard erreiche. Auch hier ist selbstverständlich der hydraulische Abgleich unumgänglich. Belohnt werde ich zusätzlich mit einer 20-prozentigen Beteiligung der Bundesregierung an den Gesamtkosten.
Die BAFA bietet eine „Förderung der Heizungsoptimierung durch hocheffiziente Pumpen und hydraulischen Abgleich“ an – so heißt es in der entsprechenden Förderrichtlinie. Beide Maßnahmen, der Pumpentausch und der Abgleich, können unabhängig oder kombiniert vorgenommen werden. Zusätzlich lassen sich weitere Bauteile bezuschussen, wie beispielsweise Einzelraumtemperaturregler, programmierbare Thermostate und was fast immer anfällt, wenn nicht vorhanden, voreinstellbare Thermostatventile. Die BAFA beteiligt sich mit 30 Prozent an diesen Kosten.
Noch eine Info für das kommende Jahr: Eine Neuerung der Förder- und Antragskonditionen bahnt sich ab 2021 an. Alle bestehenden Förderprogramme für energetische Sanierung der KfW und BAFA sollen in der sogenannten Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gebündelt und beantragt werden. So sollen Förderungen noch transparenter und vor allem aus „einer Hand“ kommen.
Das sollte für alle Beteiligten Anreiz genug sein. Lassen Sie uns nochmal auf die Maßnahmendurchführung zu sprechen kommen. Nicht nur der Abgleich an den einzelnen Heizkörpern muss durchgeführt werden. Es ist ebenfalls notwendig, die Zuleitungen untereinander einzuregulieren. Wie sollte der Installateur am besten vorgehen? Was gilt es zu beachten?
Edgar Zacharias: Wie schon oben erwähnt kann es durch bauliche Maßnahmen passieren, dass die hydraulische Kennlinie sich zum Ursprungszustand erheblich ändert und ich das System mit dem „normalen“ hydraulischen Abgleich nicht in den Griff bekomme. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn ein Anbau dazu gekommen ist. Dann muss ich dafür sorgen, dass sowohl im System des Hauptgebäudes als auch im Anbau der jeweils nötige Differenzdruck anliegt. Häufig kommen hier Strangregulierventile zum Einsatz. Das sollte ich aber tunlichst vermeiden, weil diese Ventile statisch sind, sie werden auf einen Anlagenpunkt eingestellt und funktionieren in genau diesem wunderbar. Da dieser Anlagenpunkt sich ständig ändert, durch öffnende und schließende Thermostatventile sind Strangregulierventile hierfür nicht geeignet. Anders verhält es sich mit Differenzdruckventilen. Diese funktionieren dynamisch und halten den Differenzdruck konstant, auch wenn sich die Anlagenkennlinie ändert. Der Nachteil, der sich bei Differenzdruckventilen zeigt ist, dass auch diese einen Widerstand im System erzeugen wogegen die Pumpe arbeiten muss. Das führt zu erhöhtem Stromverbrauch der Förderpumpe.
Hier kommt unser HeatBloC MCom ins Spiel. Wir vermeiden die Nachteile, die ein Strangregulierventil oder ein Differenzdruckventil mit sich bringen. Darüber hinaus unterstützt unser MCom System den Handwerker bei dem hydraulischen Abgleich. Was ebenfalls nicht bedacht wird – auf einem Verteiler schaffe ich erst mit dem MCom die Voraussetzung, dass ich einen hydraulischen Abgleich machen kann. Das besondere auf einem Verteiler ist nämlich, dass die Heizkreise nicht voneinander entkoppelt sind. Die Pumpen ändern durch das Ein- und Abschalten die Systemkennlinie, sodass sie bestimmte Anlagenzustände falsch interpretieren. Als Beispiel: Auf einem 3-Fach Verteiler laufen zwei Pumpen. Die Dritte schaltet sich dazu. Die anderen beiden Pumpen interpretieren dies so, als ob Thermostatventile schließen und reduzieren ihre Leistung, weil sich der Differenzdruck durch die dritte Pumpe in ihren Systemen erhöht. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Sie müssten ihre Leistung erhöhen, um die gleiche Energie zu den Heizkörpern zu transportieren. Der Regler unseres MCom weiß immer welche Zustände gerade in den einzelnen Kreisen herrschen und kann so optimal auf dynamische Änderungen reagieren, indem er die Pumpen so ansteuert, dass der Differenzdruck konstant gehalten wird.
Der HeatBloC Mcom unterstützt also den hydraulischen Abgleich? Wo genau liegt der Vorteil?
Edgar Zacharias: Der große Vorteil des MCom ist, dass wir keine zusätzlichen Widerstände in das System bringen. Wir messen kontinuierlich den Differenzdruck und steuern die Pumpe mit unserem Regler. Auf diese Weise reagiert unser MCom immer dynamisch auf das System. Der Differenzdruck wird konstant gehalten, sodass die Ventilautorität der Thermostatventile gewahrt bleibt. Außerdem wird die Pumpendrehzahl ebenfalls dynamisch angepasst, sodass ich immer nur die Energie in das System gebe, die nötig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass ich immer ein Feedback vom System bekomme. Ich stelle einen Differenzdruck ein und kann dann auch ablesen, ob dieser tatsächlich gehalten wird. Das klingt banal, jedoch findet man diese Funktionalität kaum auf dem Markt.
Feedback ist hier ein gutes Stichwort für einen weiteren großen Mehrwert, den das System für den Handwerker mit sich bringt. Und zwar bietet es einen „geführten“ hydraulischen Abgleich an. Das bedeutet, dass ich alle Räume in einer App anlege – Fläche der Räume, Heizbedarf und maximale Leistung der Heizkörper. Danach führt mich die App von Heizkörper zu Heizkörper, um das voreinstellbare Thermostatventil auf den richtigen Wert einzustellen und hier spielt das System wieder seine Stärke aus. Während ich am Ventil drehe stellt der MCom die passende Drehzahl der Pumpe ein und damit den Volumenstrom für den einzuregulierenden Heizkörper. Auf einer Skala in meiner App sehe ich wie weit ich drehen muss, damit sich genau der richtige Wert einstellt. Damit vermeide ich das, was bei einem klassischen hydraulischen Abgleich oft gemacht werden muss. Ich drehe nach dem Abgleich doch noch etwas weiter auf, weil manche Heizkörper nicht warm genug werden. Das liegt daran, dass ich nur anhand von Tabellen meinen korrekten Wert am Thermostatventil ermittle und nicht wie beim MCom den tatsächlichen Volumenstrom messe.
Zu guter Letzt erstellt die App einen Bericht mit allen relevanten Daten. Der Handwerker muss nichts schriftlich dokumentieren. Diesen kann er, wenn er beispielsweise ein Tablet dabei hat, unterschreiben lassen und direkt per Mail an das BAFA senden.
Herr Zacharias, eine letzte Frage. Für Branchenkenner, die noch weitere Fragen haben: Welche Kontaktmöglichkeiten gibt es? Bieten Sie vom Unternehmen PAW auch Schulungen in dem Bereich an?
Edgar Zacharias: Sie können uns auf unserer Website www.paw.eu mit Hilfe des Kontaktformulars erreichen oder auch auf den einschlägigen Social-Media-Plattformen. Natürlich können Sie aber auch anrufen. Wir beraten Sie gerne zu den Themen wie dem hydraulischen Abgleich oder weiteren Aspekten, die Sie interessieren.
Zudem bieten wir selbstverständlich auch Schulungen an. Diese können sich an Handwerker, Ingenieure oder Vertriebsmitarbeiter richten. Je nach dem, was gewünscht ist. Die Themenbereiche, die wir abdecken sind der hydraulische Abgleich, speziell mit unserem MCom-System, Heizungs-, Solar- und Frischwassertechnik.
Weiter Informationen unter PAW GmbH & Co. KG
Bildquelle: PAW GmbH & Co. KG, Hameln
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