Atmosphärischer Wandel in der Architektur

Steildächer gewinnen zunehmend auch in der Architektur von Funktionsbauten an Bedeutung. Noch in der 2018 veröffentlichten und von Dachkult in Auftrag gegebenen Studie „Die kulturelle Dimension des Steildachs“ sah die Mehrheit der 223 befragten Architekten das Steildach in diesem Bereich als eher weniger gut geeignet an. Aktuelle Architekturprojekte zeigen hingegen, dass sich hier bereits ein Wandel andeutet.

Bei Bürobauten, Hotels und Krankenhäusern dominieren Flachdächer. Aber warum eigentlich? „Büros, Hotels und Krankenhäuser sind Orte an denen Menschen entweder viel Zeit verbringen, ruhen, Kraft schöpfen oder gesunden“, so Klaus H. Niemann, Sprecher von Dachkult. „Deshalb ist es besonders wichtig, auch solche Typologien mit dem nötigen Gespür für die Raumwirkung zu entwerfen.“ Richtungsweisende Beispiele hierfür sind aktuelle Projekte von Büros wie KSV Krüger Schuberth Vandreike und von MeierMohr Architekten.

Charme trifft Moderne

Die alten Räumlichkeiten des Architekturbüros vonMeierMohr im Bayrischen Schondorf platzten aus allen Nähten, sodass in einer nur dreimonatigen Bauphase Dach und Gebälk des Gebäudes aus den 1940er Jahren abgetragen und durch ein größeres, lichtes Dachgeschoss ersetzt wurde. Durch den Umbau konnte unter dem Dach eine zweite Ebene eingezogen werden, auf der die Architekten arbeiten. Die abgehängte Galerie unter dem First beherbergt die Bibliothek und eine Leseecke mit unverbautem Blick auf den Ammersee. Das Satteldach stellt eine Reminiszenz an die alten Bootshütten am See dar und bietet abwechslungsreiche Raumeindrücke im Inneren.

KSV Krüger Schuberth Vandreike hingegen bieten stimmungsvolle Übernachtungs- und Tagungsmöglichkeiten unter dem Dach. Hinter gläsernen Gauben und unter langgestreckten Dächern befinden sich die Gästezimmer und eine Sauna. Die Sitzecken in den dreiseitig verglasten Gauben ermöglichen den Blick auf das Gesamtensemble, das traditionelle Typologien und Materialität in einer zeitgemäße Architektursprache übersetzt.

Studie zur kulturellen Dimension des Steildachs

Nach Walter Gropius Studie „Das flache Dach“ und Paul-Schultze-Naumburgs Schrift „Flaches oder geneigtes Dach?“ ist diese Studie nach 90 Jahren die erste Untersuchung zur kulturellen Dimension des Steildachs in Deutschland. Das Institut für Architektur Media Management der Hochschule Bochum unter Federführung von Prof. Jan R. Krause hat die Studie 2018 realisiert. Untersucht wurden Fragen der Gestaltung, Einflüsse auf die Entscheidung, Aspekte der Planung, Aussagen zu Trends, Prägung und Rolle des Architekten. Die Studie wurde als bundesweite Online-Befragung unter einem repräsentativen Querschnitt der deutschen Architektenschaft durchgeführt, die in ihrer regionalen Verteilung der von der Bundesarchitektenkammer jährlich ermittelten Verteilung ihrer Mitglieder entspricht.

Laut den 223 befragten Architekten der Studie „Die kulturelle Dimension des Steildachs“ passt ein solches eher weniger gut zu Funktionsbauten wie Hotels, Krankenhäusern und Büros. (Quelle: dachkult.de)

Weitere Informationen unter dachkult.de

Bildquelle: Initiative Steildach/DACHKULT